Versehen oder Absicht des Erschaffers?

Der Rosenkranz um die Madonna in der Oberdeggenbacher Kirche ist etwas Besonderes
   

Der Monat Oktober gilt seit dem Mittelalter in der katholischen Kirche als Rosenkranzmonat. In der Kirche in Oberdeggenbach gibt es eine Besonderheit.

Der Oktober ist, wie der Mai, als „Marien-Monat“, der Gottesmutter geweiht. Dass der Oktober in der katholischen Kirche der Monat der Rosenkranzandachten ist, wird mit einen geschichtlichen Hintergrund erklärt: Im Oktober 1571, stand die von Papst Pius V. gegründete Flotte der „Heiligen Liga“ in der Meerenge von Lepanto (heute Griechenland) den als unbesiegbar geltenden Osmanen gegenüber. Den unerwarteten Sieg in dieser Seeschlacht schreiben die Christen dem Rosenkranzgebet zu, das von Rosenkranzbruderschaften während der Schlacht gebetet wurde. Aus diesem Grund ordnete Pius V. für den ersten Jahrestag dieses Ereignisses ein Rosenkranzfest zu Ehren der Gottesmutter Maria an. Die Gebetsform ist bereits um das 12./13. Jahrhundert bekannt.

Meditativer Charakter
Die heutige Form des Rosenkranzes wird auf den heiligen Dominikus zurückgeführt, der diesen im Jahr 1208 bei einer Marienerscheinung empfangen haben soll. Das Gebet gilt bei vielen auch heute noch als „zeitgemäß“, weil es einen meditativen Charakter habe. Hier spielen Gebet und Gebetskette Rosenkranz zusammen, wenn die Hände zum Einsatz kommen, die sich während des Betens an der Perlenkette entlang arbeiten. Der Rosenkranz hat als Zählhilfe 59 Perlen oder Knoten, die auf einer Schnur aufgereiht oder mittels Kettengliedern verbunden sind.

Die Gesamtzahl der Perlen ergibt sich letztlich aus der Summe der zu betenden „Vater unser“ und „Ave Maria“. Die Verknüpfung des Rosenkranzgebets mit der Marienverehrung und sinnbildlichen Gleichsetzung Mariens führte zur Entwicklung einer eigenen marianischen Bildgattung, die meist eine materialisierte Form des Gebets darstellt – die Rosenkranzmadonna.

   

Aus 70 Perlen besteht der Rosenkranz um die Madonna in der Oberdeggenbacher Kirche.

   

Beten für die armen Seelen
Unübersehbar findet man diese in katholischen Gotteshäusern – die Madonna umspannt von einem riesigen Rosenkranz. Oftmals sind diese Perlen auch als Rosenblüten ausgeführt. So auch in der Oberdeggenbacher Kirche, die allerdings aus 70 Perlen besteht. Ob es sich bei dieser Darstellung um ein Versehen des Erschaffers, oder wie es die früheren Oberdeggenbacher Rosenkranzvorbeter erzählten, um Absicht handelt, weil der Künstler ein sechstes Gebetsgeheimnis den „armen Seelen“ zugesprochen hat, lässt sich nicht mehr klären. Letzteres hatte vor über 40 Jahren der damalige Mesner Josef Blabl im Begleittext erzählt, als das „Zwölfuhrleuten“ der Oberdeggenbacher Kirche im Radio gesendet wurde.

   
   


<<  ZURÜCK  << Text und Foto: Robert Beck // Laber−Zeitung >>  STARTSEITE  <<